Am 23. Oktober 1921, also vor bald 100 Jahren, wurde im Restaurant Mettler-Hahn, heute Frohsinn, der Turnverein Reichenburg gegründet. Für die damalige Zeit, kurz nach Beendigung des Ersten Weltkrieges, wo überall noch Krise und Not herrschte, brauchte es sicher viel Wagemut und kühnes Unterfangen, um in einer kleinen Dorfgemeinschaft einen Verein zu gründen. Ziel und Zweck des Turnens war damals, so lesen wir im ersten Protokollbuch als Artikel 1; durch gemeinsame Turnübungen körperliche Kraft, Gesundheit und Ausdauer auszubilden, den Sinn für das Schöne und Edle zu wecken und so dem Vaterland Männer heranzubilden, würdig dessen republikanischen Einrichtungen und tüchtig zu seinem bewaffneten Schutz in den Tagen der Not. Als Mitgründer und erste Vorstandsmitglieder beliebten damals: Unser Mitgründer und Ehrenmitglied Alfred Mettler als erster Präsident. Ratsherr Xaver Kistler als Vizepräsident und erster Kassier. Alt Gemeindeschreiber Josef Reumer als erster Vorturner. Peter Kistler als erster Aktuar und Herr Laurenz Schirmer als erster Beisitzer. Gesamthaft waren 18 Leute bei der Gründung dabei. Die ersten Turnstunden wurden in der Remise des Robert Hahn abgehalten. Die ersten Turngeräte wurden von der Gemeinde Mitlödi gegen Miete zur Verfügung gestellt. Im April 1924 hatte der junge Verein einen schweren Rückschlag erlitten, als ein Blitz aus hellem heiteren Himmel den Stall mitsamt allen Turngeräten in Schutt und Asche verwandelte. Großzügigerweise stellte die Gemeinde Mitlödi keinen Anspruch für die verbrannten Turngeräte. Doch dies alles konnte den jungen Verein nicht daran hindern, drei Monate später in Siebnen, am 10. Linthverbandsturnfest teilzunehmen. Sie erturnten den guten 9. Schlussrang. Als neues Turnlokal diente die Stickereifabrik Rusch, wo man zwischen den Stickmaschinen die Geräte aufstellte. Später diente der Stall von Laurenz Mettler als Turnlokal. 1935 wurde der Beschluss gefasst, eine eigene Turnhalle zu bauen. Dank der großzügigen Spende von Alfred Mettler konnte 1936, für die damaligen Verhältnisse ein prächtiges Lokal auf eigenem Grund und Boden eingeweiht werden. Während des Zweiten Weltkrieges kam der Turnbetrieb fast zum vollständigen Stillstand, die erst aufgestellte Turnhalle wurde durch das Militär besetzt. Im Jahre 1971 konnten die Turner in die neuerbaute Turnhalle einziehen, und im gleichen Jahr wurde eine Männerriege und der Damenturnverein gegründet. Das erste Vereinsbanner wurde am 1. August 1926 aus der Taufe gehoben und begleitete den Turnverein bis zum Jahre 1965. Die dritte Fahne wurde durch Herrn Pfarrer Andreas Hauser im November 1986 eingeweiht. Einen großen Schub verlieh auch die Erstellung der zweiten Turnhalle mit Außenanlagen 2002. 2014 wurde an der GV mit großem Mehr die Aufnahme der Geräteriege Tuggen-Reichenburg in den TV Reichenburg beschlossen. Ein Glücksfall und viel Nachwuchs auf einen Schlag. Neue Perspektiven für die Geräteturner entstanden nun, die Aktiven beschlossen nämlich, eine Schaukelring-Vorführung zusammenzustellen.
wichtige Persönlichkeiten
In den frühen Jahren war vor allem Alfred Mettler für die Geschicke des Vereins verantwortlich, so präsidierte er den Verein während vielen Jahren und war auch maßgebend für den Bau der Turnhalle (1937) verantwortlich. Eine erfolgreiche Periode konnte auch unter der Führung von Josef Kistler (Raben) verzeichnet werden. Mit Richard Kistler kam in den 70er und 80er Jahren neuer Wind auf und verlieh dem Verein einen großen Schub. Markus Rast, René Kistler (Raben) verzeichneten eine sehr erfolgreiche Amtsdauer. Mit Hanspeter Rast konnte der Aufwärtstrend bestätigt werden. Bruno Stolz konnte wohl das erfolgreichste Turnerjahr feiern (2007). Sein Nachfolger René Kistler-Suter stand ihm in nichts nach und war ebenso erfolgreich, speziell das Jahr 2008. Ab 2010 wehte dann ein jugendlicher Wind im Präsidentenamt, mit Nicolas Keller konnte ein ehrgeiziger Turner für dieses Amt gewonnen werden. Auf Nicolas Keller folgte ab 2014 Gian-Marco Fedrizzi. Seit 2018 wird der Verein erstmalig von einer Frau präsidiert, Nicole Ackermann. Im technischen Bereich verzeichnete der Oberturner Severin Glaus viele Erfolge. Seine Amtsdauer von neun Jahren verlieh dem Verein eine Stabilität. Ferdi Zett konnte mit seinen Mannen ebenfalls schöne Erfolge feiern und den ersten Turnfestsieg einheimsen. Mit Kaspar Kistler führte ein charismatischer Oberturner den Verein an drei Eidg. Turnfeste, was bis heute noch keinem anderen Oberturner gelang. Aufwärts ging's dann unter dem neuen Oberturner Theo Birchler, erstmals wurde am ETF 1978 in Genf die 114-Marke durchbrochen. Der turnerische Aufschwung begann mit Reiny Keller, gleich im ersten Jahr wurde die 117-Marke übertroffen. Wohl eine der erfolgreichsten Jahre fielen unter die Ägide des unverwüstlichen Ueli Mettler. Die 118.57 Punkte, erzielt in Landquart, wurde nie geschlagen. Zusammen mit Gymnastikchef Silvan Kistler konnte erstmals ein Schweizermeistertitel gefeiert werden. Oberturner Markus Romer hielt den Verein weiterhin an der gesamtschweizerischen Spitze und verzeichnete am ETF 2002 im Baselland mit 28.99 und einem dritten Platz ein Topergebnis. Auch Ivo Friedrich und Vitus Spörri konnten viele Erfolge erringen. 2006 wurde dann unter der Leitung von Isabelle Franzé und Nicole Ackermann erstmals die Bühnengymnastik geturnt. Ab 2014 wechselte man vom Grossfeld aufs Kleinfeld. Michael Kistler und Nicole Hermann waren die Baumeister dieser neuen Disziplin. Ab 2015 startete man unter Philipp Rast erfolgreich die Schaukelring-Aera höchst erfolgreich. Schon an der ersten Kantonalen Vereinsmeisterschaft wurden mit dem dritten Rang alle Erwartungen übertroffen. Die wohl größten Erfolge feierte jüngst Oberturner Patrick Tribelhorn im Jahr 2007, wo nach 21 Jahren "endlich" wieder einmal ein Schweizer-Meister-Titel gefeiert werden konnte, sowie seinen Nachfolger Michael Reiter, dem die Titelverteidigungen im Jahr 2008 und 2009 gelang. Oberturner Michael Kistler führte im Jahr 2013 den Turnverein an die absolute eidgenössische Spitze. Am ETF in Biel konnte mit neuem Vereinsrekord von 29.18 zum ersten Mal der zweite Platz erreicht werden. Pascal Rast trat dann in dessen Fussstapfen und startete zum zweiten Mal an einem Turnfest in der höchsten Stärkeklasse. Ein toller dritter Rang konnte am Verbandsturnfest Leerau gefeiert werden. Als Quereinsteiger und mit unglaublichem Erfolg folgte mit Robert Mettler ein Oberturner als Motivator der Sonderklasse. Unter seiner Führung konnte am Schwyzer Kantonalturnfest endlich ein Sieg gefeiert werden - der zweite nach 1957.